Udaljeni od budućnosti
EU je doprinijela da
se spriječe reforme u Bosni
Objavljeno u Süd
Deutsche Zeitung 10. februara 2014.
Die EU hat dazu beigetragen, Reformen in Bosnien zu
verhindern
Zukunftsweisend klang es schon, als die EU 2006 in
Bosnien-Herzegowina ein neues Konzept durchsetzte. Seit dem Friedensabkommen von
Dayton, also seit 1995, hatten die Vereinten Nationen in dem vom Burgerkrieg
verwüsteten Land das Sagen gehabt. Der Hohe Repräsentant der UN konnte Gesetze
er- und Beamte entlassen. Selbst den Präsidenten hatte er feuern können, wenn
der gegen Friedensvertrag und Verfassung verstoßen hatte.
Doch die Europäer - allen vorne weg Deutschland, Frankreich
und die EU-Kommission - fanden damals, dass es mit dem Regieren von außen ein
Ende haben müsse. Eigenverantwortung sollte es ersetzen. Hatten sich Länder wie
Polen, Tschechien oder die baltischen Staaten nicht ebenfalls in eigener Verantwortung
erfolgreich reformiert und für die EU fit gemacht? Jetzt sollten dies auch die
Bosnier tun.
Viele Politiker in dem Land sind selbstherrlich und korrupt
Den Hohen UN-Repräsentanten hatten Berlin oder Paris am
liebsten abgeschafft. Als Washington und London dies ablehnten, drangen
deutsche Diplomaten darauf, dass sein Büro ausgedünnt und seine Macht durch
einen Lenkungsausschuss beschnitten wurde. Dort untersagten die Botschafter
Deutschlands oder Frankreichs dem seit März 2009 agierenden Hohen Repräsentanten,
dem Osterreicher Valentin Inzko, hohe Politiker zu entlassen oder Gesetze zu machen.
Die Bundesregierung setzte - im Zusammenspiel mit anderen - auch durch, dass
die EU-Polizeimission in Bosnien geschlossen und die Schutztruppe Eufor auf nur
noch wenige hundert Soldaten zusammengekürzt wurde.
Doch das Konzept lokaler Eigenverantwortung zerschellte
schnell an der Realität. Denn weder bosniakische und kroatische noch serbische
Politiker wollten Reformen. „Die bosnischen Politiker sahen, dass in Kroatien
auf dem Weg in die EU selbst Ex-Premierminister wegen Korruption im Gefängnis
landeten" sagt ein hoher Diplomat in Sarajewo. „Kein einziger führender
Politiker hier will Reformen, die das Land vielleicht fit für die EU machen,
aber ihn selbst gefährden." Der EU gelang es nicht einmal, der Aufbau
eines Landwirtschaftsministeriums und eines Verfassungsgerichts oder gar eine
Wahlreform durchzusetzen.
Das Land ist weiterhin zweigeteilt in die von Bosniaken und
Kroaten dominierte Föderation und die Republik Srpska. Beide Landesteile aber
eint, dass ihre Politiker zunehmend selbstherrlich regieren. So wirft der
Präsident der Föderation, der selbst unter Korruption verdacht steht, kurzerhand
den Finanzminister hinaus. Ohne den aber kann laut Verfassung die Föderation keine
Zahlung vornehmen. Der Präsident der Republik Srpska, Milorad Dodik, wiederum
verhindert jede den Gesamtstaat stärkende Reform und droht mit Abspaltung. „Wurden
wir unseren eigenen Regeln folgen, hatten wir Dodik und etliche bosniakische
und kroatische Politiker langst wegen Verstoßes gegen die Dayton-Regeln oder
wegen Korruption absetzen müssen", sagt ein anderer westlicher Diplomat.
Die USA und England, auch die Niederlande oder Spanien wollen offenbar die gescheiterte
Politik der Nichteinmischung aufgeben und einen Reformverhinderer wie Dodik
absetzen. Noch aber verhindern das Italien, Frankreich und Deutschland. In
Sarajewo hoffen viele nun auf eine Kurskorrektur
in
Berlin und setzen da ganz auf den neuen Ausenminister Frank-Walter Steinmeier.
(florian
hassel)
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