Film “Smrt u Sarajevu”
bh. režisera Danisa Tanovića osvojio je Srebrnog medvjeda za Veliku nagradu
žirija na ovogodišnjem filmskom festivalu Berlinale.
Smrt u Sarajevu je bosanskohercegovačka filmska drama u režiji Danisa
Tanovića. Film je na 66. Berlinskom međunarodnom filmskom festivalu
osvojio nagradu Srebrni medvjed, specijalnu nagradu žirija. Film su producirale
sarajevska produkcijska kuća SCCA/pro.ba, na čelu sa producenticom Amrom Bakšić
Čamo i Margo Cinema iz Pariza. Scenarij je rađen na osnovu dramskog teksta
francuskog filozofa Bernarda-Henrija Levyja Hotel Evropa. Tema
filma su "egzistencijalni strahovi, strepnje i moralne dileme koje muče
moderno evropsko društvo.“
Hotel Evropa (za snimanje se koristio sarajevski Holiday
Inn) se priprema za veliko evropsko obilježavanje stogodišnjice atentata na
nadvojvodu Franza Ferdinanda od strane Gavrila Principa. Tajming nije mogao
biti gori: hotel je ostao bez sredstava, banka odbija kreditiranje, a radnici,
bez plaća dva mjeseca, planiraju da štrajkuju. Trezveni menadžer Omer (Izudin
Bajrović) će učiniti sve što je potrebno da se spriječi da osoblje napusti
hotel. Tu je uključen Enco (Aleksandar Seksan), vlasnik striptiz kluba iz
gangsterskog podzemlja, da uz pomoć svojih siledžija pretuče vođu radnika.
Šefica na recepciji Lamija (Snežana Vidović) svjedok je kad siledžije napadaju
jednog radnika, ali ona više voli svoj posao kao Omerova desna ruka i želi da
stvari teku glatko, tako da ništa ne govori o incidentu. U međuvremenu,
francuska zvijezda Jacques (Jacques Weber) iznajmljuje sobu prije odlaska na
Levyevu predstavu koja se održavala iste noći; ažurni čuvar hotela Edo (Edin
Avdagić) stavlja kamere za nadzor u Jacquesovoj sobi kako bi se pojačala
njegova sigurnost, ali između perioda ušmrknavanja kokaina i slanja poruka
svojoj djevojci, glumac nije ni obraćao pažnju.
Na krovu hotela,
TV novinarka Vedrana (Vedrana Seksan) obavlja intervju za emisiju o Principu,
razgovara sa stručnjacima i historičarima o tome kako se percepcija atentata i
njegovog počinioca promijenila. Ona također razgovara sa Gavrilom Principom
(Muhamed Hadžović), borbenim potomkom i srpskim nacionalistom koji tvrdi da je
Princip bio heroj, a ne terorist.
Lamijina majka
Hatidža (Faketa Salihbegović-Avdagić) koja radi u vešeraju hotela, izabrana je
da vodi štrajk nakon što je njen prethodnik nestao, a Lamija mora birati između
porodične odanosti i lojalnosti prema hotelu.
(wikipedia)
Im Hotel Europa
streitet man über den Weltkrieg
Gangster im Keller und Nationalisten auf dem Dach: Das Hotel
Europa im Berlinale-Wettbewerbsfilm "Tod in Sarajevo" ist das Abbild
eines kaputten Staates. Das ist viel zu viel Stoff auf kleinem Raum. Von Felix Zwinzscher
"Fragt ein
Wurmkind seinen Vater: 'Gibt es eigentlich Würmer, die in Äpfeln leben?' Der
Vater: 'Aber sicher, mein Kind.' Fragt der kleine Wurm: 'Gibt es Würmer, die in
Fleisch wohnen?' Der Vater: 'Aber sicher, mein Kind.' Fragt der junge Wurm:
'Warum leben wir dann in Scheiße?' Der Vater: 'Das ist unsere Heimat.'"
Der Gangster Enco (Aleksandar Seksan) erzählt diese Geschichte
in Danis Tanovićs
Berlinale-Wettbewerbsfilm "Tod in Sarajevo" (Originaltitel:
"Smrt u Sarajevu"). Die Heimat ist Bosnien und Herzegowina. Und Enco
sitzt im Keller des "Hotel Europa" in der Hauptstadt Sarajevo, wo er
ein Casino und einen Stripclub führt.
Dem Hotel geht es schlecht, obwohl es das beste Haus der
Stadt ist. Der Direktor träumt noch immer von den Olympischen Winterspielen
1984. Da schaute die Weltöffentlichkeit auf das Land, das damals noch
Jugoslawien hieß. Alle Zimmer waren belegt. Jetzt, im Juli 2014, sind die
Zimmer leer und die Mitarbeiter drohen mit Streik, weil sie seit zwei Monaten
kein Geld bekommen haben.
Gerade jetzt wollen sie streiken, gerade wenn endlich wieder
Gäste kommen. Eine EU-Delegation hat sich zum 100. Jahrestag des Attentats Erzherzog
Franz Ferdinand angekündigt. Am 28. Juli 1914 erschoss der bosnisch-serbische
Nationalist Gavrilo Princip den Thronfolger der K.-u.-k.-Monarchie und der
Erste Weltkrieg nahm seinen Lauf. Jetzt könnte wenigstens das Hotel davon
profitieren.
Auf dem Dach des Hauses führt unterdessen die
Fernsehmoderatorin Vedrana (Vedrana Seksan) Gespräche mit Historikern über die
Frage, ob Princip nun ein Nationalheld war, der sich gegen die Besatzer gewehrt
hat oder ein Terrorist. Eine Frage, die in dem zersplitterten Balkanland nicht
einfach zu beantworten ist, weil es keine Einigung darüber gibt, für welche
Nation er denn ein Held gewesen sein könnte.
Noch immer streiten Bosniaken, Serben und Kroaten, wer wann
wen vertrieben hat. Wer zuerst wo gelebt hat und ob Princip nicht einfach nur
ein 19-jähriger Junge war, der von den Mächten missbraucht wurde. Als Vedrana
dann auch noch einen Nachfahren Gavrilo Princips interviewt, der Gavrilo
Princip heißt, brechen diese Gräben endgültig auf.
Wikipedia im Film
Der Regisseur Tanović, der für seinen Film "Aus dem
Leben eines Schrottsammlers" mit zwei Silberne Bären auf der Berlinale 2013 ausgezeichnet
wurde, will in seiner Satire alles auf einmal erzählen: den Streit innerhalb
der bosnischen Bevölkerung, die desolate wirtschaftliche Lage des Landes, die
Unfähigkeit der EU und die gleichzeitige Hoffnung Bosniens auf Unterstützung
aus Brüssel, den weltweiten Finanzkapitalismus, die Frage, wie sinnvoll die
dauerhafte Beschwörung eines "Nie wieder" sein kann, wenn Völkermord
doch immer wieder passiert, und nebenbei auch noch sexuelle Belästigung am
Arbeitsplatz.
Allein der Hintergrund, den der Zuschauer außerhalb Bosniens
braucht, um die inneren Konflikte des Landes zu verstehen, ist immens. Tanović
versucht das Problem über die Fernsehinterviews mit den Historikern zu
erklären, was dazu führt, dass diese Szenen zu einer Art filmischen Wikipedia-Einführung
verkommen, inklusive einer kleinen Kunstgeschichte über die Denkmäler zum
Attentat von 1914. Glücklicherweise hat er nicht noch versucht den kompletten Hergang der Ermordung Franz Ferdinands nachzuerzählen.
Drogen, Polizisten und Klischees
Tanović baut in den ersten 20 Minuten eine wunderbare
Szenerie auf. Das labyrinthische Hotel mit seiner halbseidenen
Kellerwirtschaft, den versteckten Arbeitsplätzen hinter den Kulissen und dem
bröckelnde Prunk im Inneren ist der ideale Schauplatz für eine
Gesellschaftsstudie.
Dort die ausgebeuteten Arbeiter, die drogensüchtigen
Polizisten, die Bewachung nicht von Überwachung unterscheiden können und auf
der anderen Seite der mysteriöse Gast aus Frankreich, der die beste Suite
bewohnt und die angekündigte Delegation aus dem restlichen Europa.
Doch am Ende bleiben von den Figuren darin nur Klischees,
die Dinge tun, die der Zuschauer ihnen einfach nicht abnimmt. Das liegt weniger
an den Schauspielern und viel mehr an dem Drehbuch. Scheinbar war durch die
Menge des Stoffes einfach kein Platz mehr für glaubhafte Personen.
Der erzählerische Tiefpunkt ist der Moment, in dem
Moderatorin Vedrana und Gavrilo Princip der Jüngere nach einer Runde des
Anschreiens fast von erotischen Gefühlen füreinander übermannt werden während
sie auf einen Fahrstuhl warten, der nie kommt.
Der Film hingegen kommt eigentlich zur rechten Zeit. Bosnien-Herzegowina hat gerade den
Antrag auf EU-Mitgliedschaft eingereicht. Europa stellt sich selbst wieder in
Frage. Und der Balkan ist durch die Flüchtlinge einmal mehr im Fokus der
Weltöffentlichkeit. Doch vielleicht sollte man nicht versuchen, das alles in
einem Film erzählen zu wollen.
(deiewelt)
Bissig und biestig:
«Tod in Sarajevo»
Danis Tanović verblüffte schon 2013 an der Berlinale mit
seinem Schrotthändler-Film «An Episode in the Life of an Iron Picker». Der
aktuelle Beitrag des Bosniers ist eine Variation auf das
Menschen-im-Hotel-Genre. Unterhaltsam und bitterböse: ein Rundumschlag, der
häufig trifft und wenig auslässt.
Eine Parabel auf
Europa: Regisseur Tanovic packt sein Hotel vom Keller bis aufs Dach voll
europäischer Geschichte. MARGO CINEMA & SCCA/PRO.BA
Genau 100 Jahre nach dem Attentat von Sarajevo, jenem
Anschlag, der als Auftakt für den 1. Weltkrieg gilt, wurde 2014 in der
bosnischen Hauptstadt ein Theaterstück des Philosophen Bernard-Henri Lévy
uraufgeführt: «Hotel Europa» heisst es. Und genau an diesem Tag spielt der Film
«Smrt u Sarajevu» («Tod in Sarajevo») von Danis Tanović.
Der französische Schauspieler Jacques Weber («Der
unsichtbare Aufstand») spielt sich selbst: als Hauptdarsteller des
Theaterstücks. Der Star steht – aus Sicherheitsgründen – unter Beobachtung. Der
Beamte im Monitorraum hat allerdings andere Probleme. Er ist so pleite wie das
Hotel, in dem er arbeitet. Die Angestellten haben seit zwei Monaten keinen Lohn
mehr erhalten. Sie wollen streiken.
Alle gegen alle
Es ist eine so unterhaltsame wie didaktische Variation auf
das Menschen-im-Hotel-Genre, die Regisseur Danis Tanović hier mit aller
Konsequenz durchzieht. Die Belegschaft ist mit ihrem Streik viel zu spät. Die
Polizei versagt auf der ganzen Linie im Dienst der Macht. Und der Hoteldirektor
entlädt seinen Frust an jener Angestellten, die am längsten loyal geblieben
ist.
Es passiert noch einiges mehr, und etliche der Pointen und
Episoden sind schon für sich genommen bitterböse. Man erkennt Europa und seine
wechselvolle Geschichte wieder in diesem Film. Austerität und Bankenkrise,
Koalitionsmanagement und Risikokaskaden: Alles ist da, zusammen mit der
bitteren Erkenntnis einer Journalistin, dass es kein «wir» mehr gebe, bloss
noch nationalistische Idioten und den Kampf aller gegen alle.
Bissig und biestig
«Tod in Sarajevo» ist ein böser Film, ein Rundumschlag, der
häufig trifft und wenig auslässt. Manchmal ist das ein wenig anstrengend,
manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Und manchmal beschleicht
einen das Gefühl, dass manche Dinge wohl tatsächlich komplizierter sind.
Aber insgesamt ist das ein anregender, smarter und
streitlustiger Film. Und auf sehr seltsame, biestige Weise ein Komplementär zu Wes Andersons «The Grand Budapest Hotel», der vor
zwei Jahren in Berlin zu sehen war.
Der Regisseur
Danis Tanović (*1969)
schloss ein Studium zum Bahningenieur ab, bevor es ihn an die Filmschule zog.
Den Durchbruch als Filmemacher schaffte Tanović 2001 mit «No Man's Land»: Das
Kriegsdrama wurde sowohl bei den Oscar als auch den Golden Globes als bester
fremdsprachiger Film ausgezeichnet.
Wikimedia/Danis Tanovic
Danis Tanovic über
"Death in Sarajevo"
"Ich will, dass die Menschen in der Gegenwart
leben"
Danis Tanovic im Gespräch mit Susanne Burg
Der bosnische
Regisseur Danis Tanovic, dessen Film "Death in Sarajevo" im
Wettbewerb der Berlinale 2016 läuft. (imago/Seeliger)
Der Film des Bosniers Danis Tanovic "Death in
Sarajevo", der im Berlinale-Wettbewerb läuft, ist eine Satire auf
politische Träume und Albträume. Tanovic möchte dazu beitragen, dass Bosnien,
wo in den 90er-Jahren Krieg herrschte, ein glückliches Land wird. Doch dazu
brauche einen Mentalitätswandel.
"An dem Tag, an
dem wir die Geschichte den Historikern überlassen und anfangen, in die Zukunft
zu schauen, wird Bosnien ein glückliches Land", sagt der bosnische
Regisseur Danis Tanovic, dessen Film "Smrt u Sarajevu" ("Death
in Sarajevo") im Wettbewerb der Berlinale läuft, im Deutschlandradio
Kultur. Deshalb sei sein Ziel: "Ich will, dass die Menschen in der
Gegenwart leben und ein wenig über die Zukunft reden."
Sein Film ist eine Satire auf politische Träume und
Albträume. Er spielt in einem Hotel, aus dem am 100. Jahrestag des Attentats
von 1914, das als Auslöser für den Ersten Weltkrieg gilt, ein Appell für
Frieden und Verständigung gestartet werden soll. Doch die Angestellten, seit
Monaten ohne Lohn, planen einen Streik. Das Hotel wird zur Bühne von Hoffnung,
Gewalt und Tod. Sein Film steht auch im Zusammenhang mit der Geschichte
Bosniens, wo zwischen 1992 und 1995 ein Krieg stattfand.
"Man sagt,
Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben. In Bosnien gab es keine
Gewinner. Jeder behauptet, er hätte irgendwie gewonnen und irgendwie verloren.
Ein paar Kilometer Entfernung in Bosnien bedeutet, dass Kindern die
gleiche Geschichte völlig anders beigebracht wird."
(Deutschlandradiokultur)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen