Mittwoch, 18. März 2015

Nermin Čeliković – ex profi, novi izazov, trener kod FC Leverkusen

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EX-PROFI CELIKOVIC: NEUE FREUDE IN 7. LIGA

Nermin Celikovic hat das Zuschauen und Warten längst satt. Fast fünf Jahre sind seit seinem letzten Pflichtspiel vergangen. Fünf Jahre ohne seine große Leidenschaft, fünf Jahre ohne Fußball auf Wettkampfebene. Celikovic war Profi in der 2. Bundesliga und 3. Liga. Nun war das Comeback zum Greifen nah. Nur in der 7. Liga. Aber wenigstens Fußball. Ein paar Stunden vor dem ersehnten Anpfiff geht jedoch nichts mehr. Der Körper streikt. Die Adduktoren schmerzen. Celikovic kann nur zuschauen. Schon wieder.
„Es macht einfach keinen Sinn heute“, sagt er und lehnt sich zurück an den Stahlzaun, der den Sportplatz begrenzt. Dabei könnte seine Mannschaft die Hilfe des Bosniers gut gebrauchen. Im zentralen Mittelfeld, also genau dort, wo sich der 34-Jährige in seiner Karriere am wohlsten fühlte, fehlt es dem FC Leverkusen an diesem Sonntagnachmittag beim 0:2 gegen den DSK Köln in der Bezirksliga, Staffel 1, an zündenden Ideen, Präzision und einer Führungsfigur.
Celikovic hätte das Zeug dazu, seiner Elf, die so gerne aufsteigen würde, zu helfen. Klar, angesichts seiner Vita. „Er ist ein überragender Fußballer und mein verlängerter Arm auf dem Feld“, sagt sein langjähriger Freund und jetziger Trainer Ali Meybodi. Über ein Jahrzehnt war Celikovic als Profifußballer tätig. Hat viel Erfahrung gesammelt, eine gute Ausbildung genossen und seine Klasse bewiesen. Die 22 Spieler, die vor ihm auf dem Aschenplatz im Schatten der neuen Kölner Großmoschee spielen, sind Siebtliga-Kicker. Amateure, die ihrem Hobby nachgehen.
Für Celikovic war das viele Jahre eine fremde Welt. Für ihn war der Fußball keine nette Nebensache, sondern sein Beruf. Er verdiente mit dem Sport seinen Lebensunterhalt, auch wenn es nie für einen Einsatz in der Bundesliga reichte. Es gab Zeiten, da war der 1,79 Meter große Akteur nahe dran an der Beletage des deutschen Fußballs. Noch als Jugendlicher wechselte er vom SC Fortuna Köln zum großen Klub der Rhein-Metropole, dem 1. FC Köln. Der Bosnier galt als vielversprechendes Talent, doch zunächst blieb die Tür zur Profimannschaft verschlossen.
Celikovic musste sich mit seinem Status als erfolgreicher Offensivspieler der U23 in der Regionalliga zufrieden geben, erzielte in 60 Einsätzen immerhin 21 Treffer. Erst als das Bundesliga-Team in eine sportliche Krise schlitterte und der Abstieg drohte, sahen sich die Verantwortlichen intensiver nach Alternativen in den eigenen Reihen um. Der damalige Trainer der Kölner, Ewald Lienen, glaubte, in Celikovic einen vielversprechenden Spieler gefunden zu haben. „Er hat mich die Vorbereitung der Profis in der Winterpause mitmachen lassen und mir gesagt, dass er an mich glaubt“, erinnert sich der Bosnier. Anschließend stand er zwar im Kader der Bundesliga-Mannschaft, wartete aber vergeblich auf einen Einsatz.

AN DER SEITE VON LIEBERKNECHT MIT BRAUNSCHWEIG IN DIE 2. LIGA

Die Krise des Klubs hielt an, kurz darauf musste Lienen gehen. Mit Christoph John übernahm Celikovics bisheriger Trainer bei der U23 für einige Wochen den Job als Chefcoach. Trotzdem saß der Mittelfeldspieler weiterhin draußen. Spätestens mit dem Engagement Friedhelm Funkels hatte er den Glauben an den Durchbruch in Köln verloren. Es war Zeit zu gehen.
Eine Ausleihe führte den Bosnier im Sommer 2004 nach Niedersachsen zum damaligen Drittligisten Eintracht Braunschweig. Dort startete Celikovic durch. Mehr als 20.000 Zuschauer verfolgten die Heimspiele der Eintracht, die mit Stammspieler Celikovic eine glänzende Saison mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga krönte. „Das war eine super Zeit. Das war endlich richtiger Fußball, vor vielen Leuten, die richtig Stimmung gemacht haben“, sagt der gebürtige Kölner, der damals unter anderem an der Seite des heutigen Braunschweiger Trainers Torsten Lieberknecht spielte.
Doch dem Höhenflug folgte die Ernüchterung. Celikovic büßte seinen Status als Stammspieler ein. Ein Highlight hielt die Saison dennoch für ihn bereit: das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund. „Das war ein irrer Abend“, sagt Celikovic: „Ich stand in der Startelf und wir haben das Starensemble des BVB mit Lars Ricken, Jan Koller und Christoph Metzelder rausgeworfen.“ Dass besagte Partie nach dem Ausfall des Flutlichts 13 Minuten lang unterbrochen werden musste, war nur Randnotiz. „Katastrophe, das ist eine Katastrophe“, sagte der damalige BVB-Trainer Bert van Marwijk, während Celikovic und seine Mitspieler ihren 2:1-Triumph feierten.
Die Zeit in Braunschweig endete im nächsten Sommer. Celikovic zog weiter. Über den SV Wehen ging es zu Kickers Emden und schließlich zum Wuppertaler SV. Dort bestritt er 39 Drittligaspiele, erzielte sechs Tore, ehe der heftigste Nackenschlag seiner sportlichen Laufbahn folgte. „Ich weiß noch genau, dass es am 27. April 2010 war“, erzählt Celikovic und meint damit sein letztes Spiel als Profi. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit in der Partie gegen Rot-Weiß Erfurt musste er vom Feld. Eine muskuläre Verletzung im Gesäß machte das Weiterspielen unmöglich. Und das nicht nur an diesem Abend, sondern für Jahre. Der Bosnier war Invalide, auch wenn ihm das erst viele Monate später bewusst wurde.

FREUND, VORBILD UND SPIELENDER CO-TRAINER

„Ich habe viel Zeit in Wartezimmern verbracht, bin monatelang zu verschiedenen Ärzten und Wunderheilern gelaufen, aber wirklich helfen konnte mir niemand“, sagt der 34-Jährige, der sich trotz Schmerzen halbwegs fit hielt und sogar noch einmal einen Vertrag angeboten bekam. „Aber ich musste das Angebot des WSV ablehnen, mein Körper war einfach nicht mehr tauglich für Profifußball“, sagt er.
Der Abschied vom Fußball hinterließ ein gewaltiges Loch. „Ohne meinen Sport fehlte ein Stück Lebensqualität“, sagt Celikovic. Diese Zeit beendete erst Ali Meybodi vor einigen Monaten. „Ich war damals noch Trainer bei Buschbell Munzur und habe ihn gefragt, ob er sich nicht ein bisschen fit halten will“, sagt der 38-Jährige, der als junger Mann mit Celikovic im Berufskolleg die Schulbank drückte. Celikovic sagte Ja und trainierte wieder sporadisch mit.
Wirklich Fahrt nahm das Ganze aber erst mit Jahresbeginn auf. Meybodi heuerte als Coach des Bezirksligisten FC Leverkusen an und nahm Celikovic als spielenden Co-Trainer mit in die 7. Liga. „Ich wollte einen Vertrauten an meiner Seite haben“, sagt Meybodi. Für ihn ist sein Weggefährte mehr als nur Assistent. Celikovic ist sein Freund und dank seiner Einstellung und Routine ein Vorbild auf dem Platz für die Spieler, die allesamt jünger sind. Das hat Celikovic in den Tests der Vorbereitung bewiesen, und das wird er wohl auch in den Pflichtspielen beweisen, sobald der Körper es wieder zulässt. Klar ist aber, dass nur noch fein dosierte Belastungen möglich sind.

Autor: Wolfram Kämpf



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